pte20080918015 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Bankenpanne: 300 Mio. Euro an Lehman Brothers gezahlt

"KfW-Management hat im Umgang mit Steuergeldern versagt"


KfW verliert zunehmend an Glaubwürdigkeit (Foto: kfw.de)
KfW verliert zunehmend an Glaubwürdigkeit (Foto: kfw.de)

Frankfurt am Main/Berlin (pte015/18.09.2008/11:48) Die im deutschen Staatsbesitz befindliche KfW Bankengruppe http://www.kfw.de hat am Tag des Konkurses der US-Investmentbank Lehman Brothers irrtümlich über 300 Mio. Euro an die Pleite gegangene Bank überwiesen. Wie das Handelsblatt heute, Donnerstag, berichtet, muss sich die KfW unter ihrem Chef Ulrich Schröder nun als "Deutschlands dümmste Bank" verspotten lassen. Nach dem Bekanntwerden der Panne fordert die Politik nun Konsequenzen. Obwohl Schröder beschwichtigt und von einem Termingeschäft im "mittleren dreistelligen Mio.-Bereich" spricht, wollte sich das Bund und Ländern gehörende Institut zur gesamten Summe an Bankschuldverschreibungen bislang nicht äußern. KfW-Verwaltungsratsmitglied Jürgen Koppelin geht unterdessen von noch größeren Verlusten aus. "Da ahne ich etwa, dass das 500, 600 Mio. Euro sein werden", sagte der FDP-Politiker heute Morgen in der ARD.

"Das Risikomanagement hat bei der KfW versagt. Dass man sich nun auf einen technischen Computerfehler beruft, ist ein Skandal. Vor allem das oberste Management muss sich die Frage gefallen lassen, ob man die Lage auch angesichts der Rettung der IKB überhaupt jemals im Griff gehabt hatte", erläutert Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums http://www.bfz-ev.de , im Gespräch mit pressetext. Auch der Vizefraktionschef der Union, Michael Meister, der dem KfW-Präsidialausschuss angehört, findet für die Panne klare Worte: "Es kann nicht sein, dass so etwas passiert. Wir werden im Verwaltungsrat heute Vorkehrungen treffen, damit sich solche Vorgänge nicht wiederholen können." Mängel im Controlling sowie der Abwicklung von Kapitalmarktgeschäften seien bei der KfW mehr als offensichtlich, wird der Politiker zitiert. Gerke rechnet damit, dass auch ohne das Desaster an Lehman die Tagesordnung der Verwaltungsratssitzung Zündstoff genug geliefert hätte.

Das Kontrollgremium soll noch heute grünes Licht über den Verkauf der Düsseldorfer IKB Mittelstandsbank an den US-Finanzinvestor Lone Star für 137 Mio. Euro geben. Obwohl Insider der KfW in einem Bericht der Welt davon sprechen, das Währungsgeschäft an Lehman bereits Ende vergangener Woche vorbereitet zu haben, damit es zu dem gewünschten Zeitpunkt abgewickelt werden kann, bleiben Zweifel an dieser Argumentation. Schließlich war die US-Investmentbank, die nun Gläubigerschutz beantragt hat, seit Tagen Gegenstand aller Nachrichten. Spätestens seit dem Wochenende zeichnete sich die Insolvenz des Instituts ab. Als die KfW am Montag ihr Geld transferierte, kam die entsprechende Gegensumme in Dollar nicht mehr zurück. Weil die KfW-Banker aber noch einen Zinsgewinn mitnehmen wollten, hielten sie das Geschäft zurück, worauf dieses dann automatisch per PC abgewickelt wurde. "Da hat niemand noch einmal draufgeschaut", heißt es aus dem Umfeld der Bank.

Ob der Verlust für die KfW und damit den Staat über Steuergelder ausgeglichen werden muss oder durch spätere Gewinne abgedeckt werden könne, sei noch offen. "Bei der KfW hat man nicht nur die Risikoeinschätzung vernachlässigt, sondern man geht auch unverantwortlich mit Steuergeldern um", so Gerke gegenüber pressetext. Hinzu kommt die Kritik eines Großteils der KfW-Verwaltungsratsmitglieder, der sich vom Vorstand, wie es heißt, "unglaublich schlecht mit Informationen versogt fühlt". Als Konsequenz wird eine Verkleinerung des KfW-Verwaltungsrates sowie der Rückzug des Staates aus dem Bankensektor gefordert. "Der Staat sollte sich allein auf seine staatlichen Belange konzentrieren", fordert Gerke weiter. So verschlechtert sich das bereits angeschlagene Image der KfW, die bei der Rettung der durch US-Ramschhypotheken massiv ins Straucheln geratenen IKB bereits 2,6 Mrd. Euro verloren hatte. Allein 1,2 Mrd. Euro entfielen dabei auf den Bund und damit auf den Steuerzahler.

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