pte20040624016 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Natürlich koffeinfreier Kaffee entdeckt

Alternative zu kostenintensiven Entkoffeinierungsverfahren


Campinas (pte016/24.06.2004/11:17) Forscher haben natürlich koffeinfreien Kaffe gefunden. Das erweckt die Hoffnung, eine billige, schmackhafte Alternative zu künstlich entkoffeinierten Kaffee hervorzubringen. Brasilianische Forscher züchteten 3.000 Äthiopische Kaffeepflanzen, um wenig koffeinhaltige Stämme zu produzieren. Sie fanden frei Büsche, die alle von derselben Pflanze stammten, die offenbar koffeinfrei waren und 15 Mal weniger Belebungsmittel enthielten als die handelsüblichen Stämme. Von dieser Entdeckung berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature http://www.nature.com .

Koffeinfreie Kaffeepflanzen waren schon früher entdeckt worden, frei wachsend in Madagaskar. Aber diese bringen minderwertige Bohnen hervor, die sich nicht für die Kaffeeproduktion eignen. Die brasilianischen Stauden gehören zu der Spezies Coffea arabica, der am meisten kultivierte und konsumierte Kaffee auf der Welt. "Zum ersten Mal hat jemand eine entkoffeinierte Version von Coffea arabica gefunden", sagt Paulo Mazzafera von der Universität Campinas, der an dem Projekt beteiligt war. Die Forscher nehmen an, dass es jenen Pflanzen an einem Gen fehlt, das ein Enzym zur Koffein-Produktion entwickelt.

Mehr als 10 Prozent des Kaffees wird weltweit koffeinfrei konsumiert wird. Gegenwärtig wird das Koffein vom Kaffe mittels kostenintensiver industrieller Prozesse abisoliert. Organische Lösungsmittel und Kohlendioxid werden verwendet, um die Bohnen vom Koffein zu reinigen, aber sie lösen gleichzeitig Geschmackskomponenten ab. Eine alternative Methode, bei der nicht soviel Geschmack verloren geht, ist, das Koffein mit einem Karbonfilter auszusieben, aber das ist noch viel teurer. Mazzafera hofft, die Entdeckung hilft jenen Menschen, die Schwierigkeiten mit der Verträglichkeit von Koffein haben. Die chemische Substanz erhöht den Blutdruck, löst Herzklopfen aus und stört den Schlaf.

Noch wissen die Forscher nicht, ob ihre Pflanzen als Handelsgut Erfolg haben werden. Sie konnten noch keinen Kaffee von diesen Pflanzen kosten, weil diese noch einige Jahre bis zur Reife brauchen. Außerdem wachsen ihre Büsche circa 30 Prozent langsamer als Standard-Arabica-Pflanzen. Das Team möchte sie aber mit koffeinreichen Verwandten kreuzen, um eine schnell wachsende, koffeinfreie Art zu produzieren. Aber selektive Züchtung dauert einige Jahre. Dagegen steht die genetisch veränderte Niedrigkoffein-Pflanze wenige Jahre vor ihrer Reife. "Der Weg der genetischen Veränderung könnte erfolgreich sein", sagt der Pflanzenexperte Alan Crozier von der Biomedizinischen Universität Glasgow. "Es sollte möglich sein, eine Pflanze zu entwickeln, die komplett koffeinfrei ist." Natürlich gezüchtete Arten können Spurenanteile der Chemikalie enthalten. Aber Leute, die der Gentechnik kritisch gegenüber stehen, können auf den Ansatz der Brasilianer warten.

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