pte20080905001 Medien/Kommunikation, Unternehmen/Wirtschaft

Radiomarkt durchschreitet Tal der Tränen

Werbeumsätze brechen um über zehn Prozent ein


Radiobranche in Deutschland und Großbritannien in der Krise (Foto:pixelio.de/Tim Heinrichs-Noll)
Radiobranche in Deutschland und Großbritannien in der Krise (Foto:pixelio.de/Tim Heinrichs-Noll)

London/Berlin (pte001/05.09.2008/06:00) Der Radiomarkt muss nach einigen fetten Jahren in den ersten sechs Monaten des aktuellen Jahres einen herben Rückschlag hinnehmen. Im wichtigen Markt Großbritannien etwa sanken die Werbeeinnahmen der lokalen und nationalen Radiostationen im Schnitt um zehn Prozent auf insgesamt 134,2 Mio. Pfund (165 Mio. Euro). Vor allem die landesweiten Sender mussten Federn lassen. Bei ihnen brach der Umsatz aus Werbung um fast 16 Prozent ein. Die regionalen Stationen mussten einen Abschlag von gut acht Prozent hinnehmen. Trotz der herben Verluste blickt die Branche optimistisch in die Zukunft. "Wir haben diese Entwicklung erwartet und waren von noch stärkeren Rückgängen ausgegangen", sagt Andrew Harrison, Chief Executive of Commercial Radio Representatives the RadioCentre, gegenüber der BBC.

Doch nicht nur in Großbritannien macht das Radio eine schwere Zeit durch. Die jüngst veröffentlichten Zahlen von Nielsen zu den Bruttowerbeumsätzen der klassischen Medien spiegeln ein ähnliches Bild in Deutschland wider (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080711018). Demnach brachen im ersten Halbjahr 2008 die Werbeumsätze der Radiobranche um über zehn Prozent auf nun mehr 277 Mio. Euro ein und dies nachdem sie in den vergangenen vier Jahren um über elf Prozent gewachsen war. 2007 verdiente der gesamte Hörfunkbereich nach Angaben des Zentralverbandes der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) http://www.zaw.de noch 692 Mio. Euro. Zwar hält man die rein numerischen Zahlen von Nielsen beim ZAW für wenig aussagekräftig, liest aus ihnen aber einen Trend ab. "Problematisch an den Zahlen ist, dass keinerlei Rabatte, Nachlässe oder Sponsoringabkommen dargestellt werden, auch Selbstanzeigen werden als Werbung miteingerechnet und verzerren von daher das tatsächliche Bild. Man kann sie aber gut als Trendbarometer nehmen und dieser Trend ist derzeit negativ", sagt Volker Nickel, Sprecher des ZAW, gegenüber pressetext.

Als Begründung für den Einbruch bei den Werbeeinnahmen gaben Experten an, dass Radio schon immer das erste Medium gewesen sei, dass bei einer sich abkühlenden Konjunktur zu leiden hatte. "Radio wird sehr flexibel gebucht oder eben nicht mehr gebucht", sagt Harrison. Vor allem die Krise auf den US-amerikanischen Finanzmärkten hätte viele Unternehmen in Bezug auf Werbung vorsichtiger und zurückhaltender werden lassen. "Denn man weiß ja nicht, was noch auf einen zukommt", heißt es aus Analysenkreisen. Hoffnung schöpft die Radiobranche aber aus dem bevorstehenden Weihnachtsgeschäft. "Viele Unternehmen werden ihre Werbeanstrengungen nun erhöhen. Wir werden in eine bessere Zeit starten", meint David Meliveo, Marketingleiter bei Autoglass.

Neben sinkenden Werbeumsätzen hat Radio aber noch ein ganz anderes Problem - nämlich, dass Jugendliche immer seltener das Radio anschalten. Wie die Anfang August veröffentlichte Mediaanalyse Radio belegt, sind die 14- bis 19-Jährigen weiterhin Radiomuffel (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080807002). Gerade einmal 103 Minuten verbringen sie noch täglich vor dem Radiogerät. Der Durchschnitt liegt bei 190 Minuten. "Gerade Jugendliche setzen auf eine Vielzahl an Medien, aus denen sie sich informieren und unterhalten lassen", meint Müller. Vor allem Internet läuft TV, Zeitung und auch Radio den Rang als Leitmedium ab.

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